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Die Geschichte des Rauchens – wie Nichtrauchen wieder gesellschaftsfähig wird

Während Tabakkonsum in Form von Zigarre und Pfeife bei uns schon seit vier Jahrhunderten verbreitet war, wurde Zigarettenrauchen erst nach dem Ersten Weltkrieg bei den Männern und nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Frauen zur Mode. Die jeden zweiten Konsumenten krankmachende Raucher- Epidemie hat ihren Zenit in den USA schon in den 60er Jahren, bei uns erst jetzt überschritten. Heute sterben in der Schweiz jedes Jahr über 8000 Menschen an deren Folgen. Trotz nicht deklarierten Zusätzen zur Verstärkung der Nikotinabhängigkeit und raffiniertem Marketing durch die Tabakindustrie hat das Wissen um die Schädlichkeit des Rauchens (ab 1964) und des Passivrauchens (ab 1986) bereits zu einem deutlichen Rückgang des Raucheranteils auch in der Schweizer Bevölkerung auf 27% im Jahre 2008 geführt. Höhere Tabaksteuern, strengere Marktregelungen und Massnahmen zum Schutz vor Passivrauchen tragen dazu bei, dass Nichtrauchen auch bei uns wieder zur Regel werden wird.

Tabak wurde von den Ureinwohnern Amerikas seit Jahrtausenden zu medizinischen und spirituellen Zwecken verwendet. Nach der Entdeckung Amerikas durch Columbus wurde das Rauchen auch in Europa eingeführt, vorerst in Form von Zigarren, Pfeifen und Schnupf- oder Kautabak. Erst die kostengünstige maschinelle Herstellung von Zigaretten in Virginia ab 1881 durch James Duke jedoch führte zum Siegeszug von „Big Tobacco", den amerikanischen Monopolgesellschaften, und zu weltweitem regelmässigen Tabakkonsum. In der Schweiz stieg die Zahl der pro Kopf und Jahr gerauchten Zigaretten von nur 40 im Jahre 1897 auf 650 im Jahre 1939 und über 2600 in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts!


Zigarettenrauchen macht krank und süchtig- die Tabakindustrie bestreitet dies
Erst nach 1950 konnten epidemiologische Studien in den USA und England den Zusammenhang zwischen Zigarettenrauchen und Lungenkrebs und erhöhter Mortalität nachweisen (1,2). Lungenkrebs war zu Beginn des letzten Jahrhunderts eine noch sehr selten diagnostizierte Krankheit und wurde, zum Konsumanstieg zeitlich um etwa 30 Jahre verschoben, zu einer Haupttodesursache der Rauchenden (Abb. 1). Dank dem Bericht des amerikanischen Bundesarztes wurde diese Tatsache erstmals 1964 offiziell bekannt gemacht und mit Warnhinweisen auf den Zigarettenpaketen verbreitet.
Um das Suchtpotential zu erhöhen und den inhalierten Rauch besser erträglich zu machen, werden den Zigaretten bis zu 25 Gewichtsprozent über 600 verschiedene Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Ammoniak, beigefügt. Besonders beliebt bei Jugendlichen sind Menthol-haltige Zigaretten und neuerdings, aus Indonesien importierte, mit Nelkenaroma. Diese potentiell toxischen und kanzerogenen Zusätze müssen bisher leider noch nicht deklariert werden.
Die Verantwortlichen der amerikanischen Tabakindustrie bestritten hartnäckig das Suchtpotential von Nikotin und die Schädlichkeit des Passivrauchens. Dies hatte in den USA Entschädigungszahlungen und weltweit eine Gegenbewegung zum Schutz vor den schädlichen Auswirkungen des Rauchens und vor den Machenschaften der Tabakindustrie zur Folge.

Ein trauriges Kapitel in der Geschichte des Rauchens ist auch der Missbrauch und das Mitmachen von Ärzten bei Kampagnen der Tabakindustrie als Gegenpropaganda gegen die schon seit längerem vermuteten Gesundheitsschäden.
Die Forschung konzentrierte sich anfänglich nur auf die Schädlichkeit des Nikotins. Nikotin ist ein giftiges Alkaloid, welches auch heute noch als eines der ältesten Insektizide verwendet wird. Von etwa 10 mg Nikotin, welches in einer Zigarette davon enthalten ist, werden 10-20 % vor allem mit dem Nebenstromrauch aufgenommen. Dieser enthält 2- bis 3-mal mehr Nikotin als der bei höheren Temperaturen erzeugte Hauptstromrauch. Dies ist der Grund dafür, dass bei Säuglingen in Raucherhaushalten erhöhte Nikotinwerte im Urin nachweisbar sind. Das Verschlucken von Zigaretten oder Kippen steht an zweiter Stelle aller Vergiftungen von Kleinkindern, welche zum Glück in der Regel harmlos verlaufen!
Als suchterzeugende Substanz bewirkt Nikotin, ähnlich wie Cocain oder Heroin, die Freisetzung von Neurotransmittern in bestimmten Hirnarealen, die mit Gefühlen oder Erregungs- und Wachzuständen assoziiert sind. Bereits das Rauchen von nur wenigen Zigaretten zum Beispiel am Schulsilvester kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, später zum regelmässigen Raucher zu werden (3)!
Diese mittlerweile wissenschaftlich klar bewiesenen Tatsachen wurden von den CEO's der sieben grössten US Tabakfirmen vor einem Kongressausschuss in Washington noch 1994 öffentlich unter Eid bestritten. Dies hatte nicht nur deren baldigen Rücktritt, sondern auch Schadenersatzzahlungen an die amerikanischen Bundesstaaten in der Höhe von insgesamt 250 Milliarden$ zur Folge.

Auch Passivrauchen schadet
Während die fatalen Auswirkungen für den Rauchenden selbst spätestens seit 1964 bekannt sind, hält die Kontroverse über die Schädlichkeit von Passivrauchen trotz den abschliessenden Berichten des amerikanischen Bundesarztes von 2004 und 2006 immer noch an (4,5).
Passivrauch ist ein komplexes Gemisch von mehreren tausend verschiedenen gasförmigen und an Partikel gebundenen Substanzen, darunter vielen mit gesundheitsschädigenden und kanzerogenen Wirkungen. Er besteht einerseits aus dem zwischen den einzelnen Zügen aus der glimmenden Zigarette oder Zigarre entweichenden und dem wieder ausgeatmeten Rauch. Da der Passivrauch bei niedrigerer Verbrennungstemperatur (unter 600 Grad statt über 800 Grad Celsius) entsteht, enthält er feinere Partikel und bis zu 50 mal mehr toxische und krebserzeugende Substanzen wie Nitrosamine und polyzyklische Kohlenwasserstoffe wie Benzpyrene als der Hauptstromrauch (Tab 1 ).
Die Feinstaubkonzentrationen in stark von Rauchenden frequentierten Bars und Restaurants können das 20 fache des im Freien erlaubten Kurzzeitgrenzwertes von 50 mcg/m3 erreichen.
Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass 1981 nachgewiesen werden konnte, dass auch nichtrauchende Partnerinnen von Rauchern signifikant häufiger an Lungenkrebs erkranken (6). Von den Lungenkrebserkrankungen bei Nichtrauchenden sind 10-15% auf das Passivrauchen zurückzuführen. Bereits 1992 erklärte deshalb die amerikanische Environmental Protection Agency (EPA) Zigarettenrauch offiziell zum Karzinogen.
Diese der Tabakindustrie schon seit längerem aufgrund von eigenen Tierexperimenten in den 70er Jahren bekannte Tatsache bereitete ihr grösste Sorgen, da Passivrauchen anders als das Selberrauchen nicht mehr als „freie Wahl der Betroffenen" schön geredet werden konnte. Jetzt bestand offensichtlich auch die Gefahr von Verantwortungsklagen.
Auch die Tatsache, dass Passivrauchen Herzkreislaufkrankheiten verursacht, welche nach der Einführung von Raucherregelungen in den Innenräumen innert Monaten um im Mittel 17 % zurückgehen, wird von der Tabakindustrie und einzelnen Kolumnisten auch in der Schweiz unverständlicherweise weiter negiert (7, 8). Dementsprechend ist das Wissen über mögliche tödliche Folgen des Passivrauchens heute erst bei der Hälfte der Schweizer Bevölkerung vorhanden (19).

Die Beweislast gegen das Passivrauchen wird immer stärker – die SAPALDIA-Resultate
Mit dem nationalen Forschungsprogramm SAPALDIA (Swiss cohort study on Air Pollution And Lung Disease In Adults) wurde der Frage nachgegangen, ob die Luftverschmutzung auch in der Schweiz Gesundheitsschäden verursache. Dabei wurden, ähnlich wie für die „Framingham"- Studie in den USA, insgesamt 9651 Einwohner in 8 verschiedenen Regionen seit 1991 regelmässig untersucht. Neben den krankmachenden Auswirkungen der im Freien erhöhten Feinstaubwerte auf die Lungen zeigte sich ein weiteres, in diesem Ausmass nicht erwartetes Ergebnis: Die aus Vollständigkeitsgründen den Probanden gestellten Fragen nach Passivrauchexposition korrelierten mit Angaben über Atembeschwerden (9, Abb. 2 ): Wer dem Zigarettenrauch von mehreren Rauchenden während mehr als 3 Stunden pro Tag am Arbeitsplatz ausgesetzt war, hatte ein 60% höheres Risiko für chronische Bronchitis!
Die Publikation dieser Zusammenhänge wurde durch Interventionen eines Professor Rylander von der Universität Genf in Frage gestellt und mit einem Leserbrief diskreditiert. Nachträglich stellte sich in einem langwierigen Ehrverletzungsprozess heraus, dass dieser von Philip Morris „gekauft" worden war, um diese für die Tabakindustrie „schädliche" Tatsache derart in Frage zu stellen.
In den SAPALDIA- Untersuchungen konnte weiter gezeigt werden, dass Passivrauchen auch den Blutdruck und Puls und das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöht (10). Die mittels Fragebogen erhobene Lebensqualität war, insbesondere bei passivrauchenden Frauen, schlechter. Und eine bronchiale Hyperreaktivität als Risikofaktor für raschere Lungenfunktionsverschlechterung fand sich bei Passivrauchenden ebenfalls vermehrt (11).
Ausländische Untersuchungen haben zudem eindrücklich belegen können, dass nach Beendigung der Passivrauchexposition am Arbeitsplatz Atemwegssymptome wie Husten, Auswurf und Atemnot innert Wochen verschwinden und die Lungenfunktion sich in den folgenden sechs Monaten deutlich verbessert (12).

Besonders gefährdet sind Kinder und Schwangere
Aufgrund der Multizenterstudie SCARPOL (Swiss study on Childhood Allergy and Respiratory Symptoms with Respect to Air Pollution, Climate and Pollen) ist bekannt, dass leider immer noch beinahe jedes zweite Schweizer Schulkind Passivrauch ausgesetzt ist und deshalb häufiger an Atemwegssymptomen leidet (13, Tab. 2).
Kleinkinder inhalieren in Bodennähe besonders viel Schadstoffe aus Passivrauch, weil sie drei- bis achtmal schneller atmen als Erwachsene. Entsprechend zu ihrem niedrigeren Körpergewicht nehmen sie sogar gleich viel Schadstoffe auf wie ein erwachsener Raucher. Ihr Urin-, Blut- oder Haar-Nikotingehalt ist deshalb sogar dann fünf bis 10fach höher, wenn ihre Eltern nur vor der Zimmertür rauchen, als wenn sie nicht rauchen würden (14). Eine rauchfreie Wohnung hat zudem einen deutlich grösseren Einfluss auf die weiteren Rauchgewohnheiten der Erwachsenen und ihrer Kindern als ein rauchfreier Arbeitsplatz!
Die schädlichen Folgen nicht nur des eigenen Rauchens der Schwangeren sondern auch von Passivrauch auf das Kind vor und nach der Geburt werden immer offensichtlicher (15).

Schutz vor Passivrauchen – Nichtrauchen wird zur Norm
Früher zogen sich die Pfeifen- und Zigarrenraucher in Wohnräumen und Gastrobetrieben in eigens dazu eingerichtete Rauchsalons zurück, um die Nichtrauchenden nicht zu belästigen. Erst mit dem Aufkommen der Zigaretten wurde es zuerst für Männer, nach dem 2. Weltkrieg auch für Frauen, akzeptabel und schick in aller Öffentlichkeit zu rauchen. Entsprechend nehmen auch die Lungenkrebstodesfälle bei Frauen immer noch zu, während sie bei den immer weniger rauchenden Männern bereits zurück gehen (Abb. 1 und Abb.2).
Der erste Bundesstaat der USA, welcher das Rauchen in öffentlichen Gebäuden einschränkte, war Minnesota im Jahre 1975. Restaurants mussten dort mindestens 30% ihrer Plätze für Nichtraucher reservieren.
Nach einem Flugzeugabsturz wegen Rauchen im WC wurde 1973 ein Rauchverbot in Flugzeugtoiletten erlassen. Aufgrund von Klagen der Air Hostessen wurde 1987 erstmals das Rauchen auf kürzeren, 1990 auf allen Flügen verboten. Regelungen in Restaurants und Bars erfolgten zuerst in den USA, im ganzen Bundesstaat Kalifornien 1998, am 1.1.2010 sogar im Tabakstaat North Carolina! (Tab. 3).
In Europa bewiesen die Irländer bereits 2004, dass eine rauchfreie Gastronomie sogar in ihren Pubs ohne grosse Probleme durchsetzbar ist. Bald folgten auch die Nachbarländer der Schweiz, Italien 2005, Frankreich und Deutschland im Januar 2008, Liechtenstein im Juli 2008. Spanien hat 2006 mit knappem Abstimmungsergebnis im Parlament eine schwer umsetzbare und sofort umstrittene Lösung gewählt, wonach „kleinere" Restaurants mit weniger als 100 m2 Ausschankfläche selber wählen können, ob sie rauchfrei oder als Raucherlokal gelten sollen.
Dass die Trennung von Rauchenden und Nichtrauchenden auch in Schweizer Lokalen gewünscht wird und ohne wirtschaftliche Einbussen möglich ist, konnte bereits 2003 am Beispiel des Basler Restaurants „Fumare- Nonfumare" gezeigt werden (16). Auch weitere, bisher insgesamt 165 Untersuchungen über die wirtschaftlichen Auswirkungen haben nur in 2 von 49 methodisch einwandfreien und nicht von der Tabakindustrie gesponserten Studien negative Folgen gezeigt. Die geringeren Personal-, Reinigungs- und Versicherungskosten fallen viel stärker ins Gewicht als die Umbaukosten für ein Fumoir. Zudem haben zum Beispiel in Italien weniger als 1% der Gastrounternehmen überhaupt ein Fumoir eingebaut.
Die Tessiner haben als erster Kanton in der Schweiz am 12.4.2006 einer Raucherregelung in Restaurants zugestimmt, welche nur noch abgetrennte, allerdings bediente, Fumoirs erlaubt. Eine ähnliche Regelung ist mittlerweile in 15 Kantonen Gesetz geworden oder, wie im Tessin im Juni 2008, bereits eingeführt.
Leider haben die Schweizer Parlamentarier im Oktober 2008 mit 89 zu 88 Stimmen ein „Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauch" erlassen, welches ähnlich wie in Spanien Lokale mit weniger als 80 m2 weiterhin als Raucherbeizen zulässt. Dies widerspricht der weltweiten Abmachung (Framework Convention on Tobacco Control) der WHO von 2005, welche seither bereits von 164 Staaten ratifiziert worden ist, mit Ausnahme von Tschechien, Bosnien, Moldawien, Somalia, Zimbabwe und leider der Schweiz. Deshalb haben 40 Schweizer Organisationen darunter die Lungen- und Krebsligen eine eidgenössische Volksinitiative zum Schutz vor Passivrauchen ohne Raucherbeizen eingereicht.
Ein oft gehörtes, falsches Gegenargument ist, dass die generelle Luftverschmutzung in der Schweiz schlimmer sei als das Passivrauchen. Um einen gleich grossen Effekt, zum Beispiel auf die Häufigkeit von chronischem Husten und Auswurf, zu erzielen, wie dies die Halbierung der Passivrauchexponierten bewirkt, müssten die Feinstaub-Jahresmittelwerte im Freien um ganze 10 mcg/m3 reduziert werden (17)! Die zum Erreichen dieses ehrgeizigen Reduktionszieles notwendigen Massnahmen würden unsere Volkswirtschaft Milliarden kosten, während Regelungen zur Vermeidung von Passivrauchen im öffentlichen Raum praktisch kostenlos eingeführt werden können!

Raucherregelungen fördern den Ausstieg
Trotz unverminderter Werbeanstrengungen der Tabakfirmen geht die Zahl der Rauchenden in der Schweizer Bevölkerung langsam aber stetig zurück. In der Schweiz ist leider die Tabakwerbung in Kinospots, Printmedien sowie bei Kultur- und Sportanlässen immer noch erlaubt. Neuerdings versucht die Industrie auch auf Facebook „Freunde" zu suchen.
Neben der Sorge um die eigene Gesundheit und der Erhöhung der Tabaksteuern fördern auch die strikteren Raucherregelungen an den Arbeitsplätzen und im öffentlichen Raum den Ausstieg (18).
Gemäss einer jährlich durchgeführten Telefonumfrage bei 14-65-Jährigen rauchen in der Schweizer Wohnbevölkerung 2008 immer noch 27%, 30% der Männer und 24% der Frauen(19, Abb.3). Die Tendenz ist in allen Altersgruppen abnehmend, mit Ausnahme 20-24 jähriger Frauen! Tägliche Raucherinnen und Raucher rauchen im Mittel 15 Zigaretten, am häufigsten zu Hause. Die nicht-täglich Rauchenden hingegen konsumieren ihre Tabakwaren weiterhin am häufigsten in Restaurants, Cafés oder Bars. Dort sind 2008 immer noch 78% der 14-65 Jährigen Passivrauch ausgesetzt, 16% der Nichtrauchenden und 35% der Rauchenden sogar mehr als eine Stunde pro Tag.
Der Raucheranteil in der 14- bis 19-jährigen Wohnbevölkerung ist erfreulicherweise ebenfalls von 29% in den Jahren 2001/02 auf 24% in den Jahren 2006/07 gesunken. Der Anteil der Jugendlichen, der angibt, trotz Verbot ein Werbegeschenk von einem Zigarettenhersteller erhalten zu haben, beträgt immer noch 29%!
Die Hälfte der jugendlichen Rauchenden hofft, dass sie in zwei Jahren sicher oder
wahrscheinlich nicht mehr rauchen werde. Es zeigt sich jedoch, dass der Raucheranteil mit
zunehmendem Alter ansteigt und es nur etwa einer von 20 Personen gelingt, bereits im Jugendalter
wieder mit dem Rauchen aufzuhören. Hier besteht noch grosser Handlungsbedarf!

Rauchloser Tabak („Snus") ist kein Ausweg
Wie schon vor der Erfindung der Zigarette und jetzt neu als Reaktion auf strengere Raucherregelungen sind vor aus den USA und Schweden wieder vermehrt Kau- und Schnupftabake auf den Markt gekommen. Snus genannter, feuchter Tabak, der in einem kleinen Beutel in der Backentasche platziert wird, schadet zwar ohne Rauch der Lunge des Benützers wenig und verursacht keinen Passivrauch für die Umstehenden .Er muss aber sicher aufbewahrt und entsorgt werden, da die im Beutel enthaltene Menge von bis zu 50 mg Nikotin für ein Kleinkind tödlich wäre.
Snus ist genau so süchtig und krank machend wie das Zigarettenrauchen: das Zahnfleisch wird dort, wo der Beutel anliegt, entzündet und schwindet und die Zähne verfärben sich. Snus enthält zudem krebserzeugende Tabakbestandteile wie mehr als das 100fache der in Nahrungsmitteln erlaubten Dosis von Nitrosaminen. Dies führt zu Mundhöhlenkrebs (bis zu 50% aller Fälle in Indien). Verschluckt führt Snus auch zu Krebs der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse(bis zu 14% aller Fälle in Schweden). Snus erhöht weiter den Blutdruck und verursacht so wahrscheinlich auch Herzkrankheiten.
Snus ist deshalb weder geeignet zum Entzug vom Zigarettenrauchen noch als Ersatzdroge in Rauchverbotszonen, wie dies von Tabakindustrie gerne gesehen würde. Dazu gibt es bereits seit langem die harmloseren Nikotinersatzpräparate als Kaugummi, Tablette oder Nikotininhaler beim Arzt oder Apotheker! Experimente mit einer Impfung gegen die Nikotinabhängigkeit haben bisher keinen Erfolg gezeigt.
In der Schweiz ist der Verkauf von Snus zum Glück bisher nicht freigeben worden, da er von der Tabakindustrie offensichtlich als Einstiegsdroge zum Zigarettenrauchen gedacht ist, einen viel zu hohen Nikotingehalt aufweist und zur Dosissteigerung führen kann. Tabak ist eben schädlich und tödlich in jeder Form!

Smoking history worldwide- cigarette smoking, passive smoking and smoke free environment in Switzerland
After the invention of the cigarette 1881 the health consequences of active smoking were fully known only in 1964.Since 1986 research findings allow increasingly stronger conclusions about the impact of passive smoking on health, especially for lung cancer, cardiovascular and respiratory disease in adults and children and the sudden infant death syndrome.
On the basis of current consumption patterns, approximately 450 million adults will be killed by smoking between 2000 and 2050. At least half of these adults will die between age 30 and 69. Cancer and total deaths due to smoking have fallen so far only in men in high-income countries but will rise globally unless current smokers stop smoking before or during middle age. Higher taxes, regulations on smoking, including 100% smoke free indoor spaces, and information for consumers could avoid smoking-associated deaths.
Irland was 2004 the first country worldwide introducing smoke free bars and restaurants with positive effects on compliance, health of employees and business. In the first year after the introduction these policies have resulted in a 10-20% reduction of acute coronary events. In Switzerland smoke free regulations have been accepted by popular vote first in the canton of Ticino in 2006 and since then in 15 more cantons. The smoking rate dropped from 33 to 27% since 2001.

Literaturverzeichnis
1.Wynder E L and Graham E A. Tobacco smoking as a possible etiologic factor in bronchogenic carcinoma: a study of 684 proved cases. JAMA 1950; 143: 334-.
2. Doll R and Bradford Hill A. The mortality of doctors in relation to their smoking habits. Brit Med J 1954; 228: 1451-55.
3. Fidler JA, Wardle J, Henning Brodersen N, Jarvis MJ, West R. Vulnerability to smoking after trying a single cigarette can lie dormant for three years or more. Tobacco Control 2006; 15: 205-209.
4. US Surgeon General. The health consequences of smoking. Washington DC. Department of Health and Human Services, Office of Smoking and Health; 2004.
5. US Surgeon General. The Health Consequences of Involuntary Exposure to Tobacco Smoke: A Report of the Surgeon General. Washington DC. Department of Health and Human Services; 2006. www.cdc.gov/tobacco.
6. Hirayama T. Non-smoking wives of heavy smokers have a higher risk of lung cancer. Brit Med J 1981; 282: 183-85.
7. Tong E K, Glantz S A. Tobacco Industry Efforts Undermining Evidence Linking Secondhand Smoke with Cardiovascular Disease. Circulation 2007; 116:1845-1854.
8. Stadler B. Rauchen- enttarnte Wunder. Weltwoche 2008: 32/08.
9. Leuenberger P, Schwartz J, Ackermann-Liebrich U et al. Passive smoking exposure in adults and chronic respiratory symptoms. Am J Respir Crit Care Med 1994; 150:1221-1228.
10. Felber Dietrich D, Schwartz J, Schindler C et al. Effects of passive smoking on heart rate variability, heart rate and blood pressure: an observational study. Int J Epidemiol 2007; 36: 834-40.
11. Bridevaux P O, Cornuz J, Gaspoz J M et al. Secondhand smoke and health-related quality of live in never smokers. Arch Intern Med 2007; 167: 2516-23.
12. Eisner MD. Secondhand smoke and obstructive lung disease. Am J Respir Crit Care Med 2009; 179: 973-4.
13. Latal Hanjal B, Braun-Fahrländer C, Grize L, Gassner M, Sennhauser FH, Varonier HS, Wüthrich B, Vuille JC and the Scarpol Team. Effect of environmental tobacco smoke exposure on respiratory symptoms in children. Schweiz Med Wochenschr 1999; 129:723-30
14. Matt GE, Quintana PJ, Hovell MF, et al .Households contaminated by environmental
tobacco smoke: sources of infant exposures.Tob Control 2004; 13:29-37.
15. Hofhuis W, de Jongste J C, Merkus P J F M.Adverse health effects of prenatal and postnatal tobacco smoke exposure on children. Arch Dis Child 2003; 88:1086–1090.
16. Künzli N, Mazzolletti P, Adam M et al. Smokefree cafe in an unregulated European city: highly welcomed and economically successful. Tobacco Control 2003; 12: 282-288.
17. Künzli N. The public health relevance of air pollution abatement. Eur Respir J 2002; 20: 198-209.
18. IARC Handbooks of Cancer Prevention, Tobacco Control, Vol 13: Evaluating the effectiveness of smoke-free policies 2009: Lyon, France.
19. Keller R, Radtke T, Krebs H,Hornung R. Der Tabakkonsum der Schweizer Wohnbevölkerung in den Jahren 2001 bis 2008/ Passivrauchen in der Schweizer Bevölkerung 2008. Tabakmonitoring- Schweizer Umfrage zum Tabakkonsum; Bundesamt für Gesundheit 2009; www.tabakmonitoring.ch.
20. The Tobacco Atlas, 3d edition, 2009 American Cancer Society; www.TabaccoAtlas.org.

Dr. Otto Brändli
Hömelstrasse 15
CH- 8636 Wald
Kontakt zu Otto Brändli
Tf 055 2463035

{tab=Inhaltsanalyse}
Ausgewählte Inhaltsstoffe des Hauptstromrauchs von filterlosen Zigaretten und deren Mengenverhältnis zu der durch Tabakrauch verunreinigten Innenraumluft (IARC, 18)

Inhaltsstoffe in der Gasphase

Menge im Hauptstromrauch (Einheit je m3)

Mengenverhältnis der Substanzen im Neben- und (Hauptstromrauch a)

Kohlenmonoxid

10–23 mg

2,5–4,7

Kohlendioxid 

20–40 mg

8–11

Formaldehyd

70–100 μg

5,6–8,3

Aceton

100–250 μg

2–5

Ammoniak

50–130 μg

40–170

Nitrosamin

10–40 μg

20–100

Acrolein

60–100 μg

8–15

Hydrazin

32 ng

3

Benzol

12–48 μg

5–10

 

Inhaltsstoffe in der Partikelphase

Menge im Hauptstromrauch (Einheit je m3)

Mengenverhältnis der Substanzen im Neben- und(Hauptstromrauch a)

2-Toluidin

160 ng

19

Phenol

60–140 μg

1,6–3,0

Anilin

360 ng

30

Benzo[a]pyren

20–40 ng

2,5–3,5

4-Aminobiphenyl

4,6 ng

31

Nitrosamin

20–70 ng

1,2

Cadmium

100 ng

7,2

Nickel 

20–80 ng

13–30

Polonium 210

0,04–0,1 pCi

1,0–4,0


a) Die Zahlen geben an, um welchen Faktor die Konzentrationen der Stoffe im Nebenstromrauch die im Hauptstromrauch
übersteigen. Krebserregende Stoffe sind kursiv gedruckt.

{tab=Passivrauchen}
Passivrauchen als Krankheitsursache
Passivrauchen verursacht bei Erwachsenen:
• Lungenkrebs (+20-30%)‏
• Herzkreislaufkrankheiten (+25-30%)‏
• Schlaganfall (+25%)‏
• Chronische Obstruktive Lungenkrankheit, COPD ( +60%)
• Asthma (+39)‏
• Brustkrebs

Passivrauchen verursacht bei Kindern:
• Erkältungskrankheiten (+ 72% wenn die Mutter,+ 29% wenn der Vater raucht)
• Bronchitis und Pneumonie
• Asthma (Risiko von Anfällen + 100 % ,wenn Mutter raucht)
• Mittelohrentzündungen (+ 40%)
• Schlechtere Lungenfunktion

Passivrauchen/Rauchen verursacht während der Schwangerschaft und bei Neugeborenen:
• Wachstumsverzögerung des Neugeborenen (Risiko um 20% erhöht, wenn nichtrauchende Mutter Passivrauchen ausgesetzt)
• Plazentaablösung , Frühgeburten
• Plötzlichen Kindstod, SIDS (+ 100 % erhöht wenn die Mutter, +40% wenn nur der Vater raucht)
• Möglicherweise Entwicklungs- und Verhaltensstörungen (ADHS?)

{tab=Raucherregelung}
Weltweit Raucherregelung in Restaurants und Bars
Europa
Irland 29. März 2004 (erstmals landesweit!)
Norwegen Juni 2004
Malta Oktober 2004
Italien Januar 2005
Bulgarien Januar 2005
Zypern Januar 2005
Schweden Juni 2005
Tschechien Januar 2006
Spanien Januar 2006
Lettland. Januar 2006
Schottland März 2006
Belgien Januar 2007
Litauen Januar 2007
Wales April 2007
Nordirland April 2007
Island Juni 2007
Estland Juni 2007
Finnland Juni 2007
England Juli 2007
Dänemark August 2007
Frankreich Januar 2008
Deutschland Januar 2008
Liechtenstein Juli 2008
Niederlande Juli 2008
Schweiz: Kanton Tessin Juli 2008

Neuseeland
seit 2004 ein Rauchverbot an allen Arbeitsplätzen, inklusive Pubs oder Restaurants.
Australien
seit 2006 verschiedene gesetzliche Regelungen in den einzelnen Bundesstaaten, und generell ein weit verbreitetes Rauchverbot in der Gastronomie.
Kanada
Je nach Provinz, zwischen Mai 2004 und Mai 2008
USA
In den USA gilt ein Rauchverbot in allen öffentlichen Einrichtungen und bei Flügen (seit 1987). Besonders scharfe Rauchverbote in und zum Teil auch vor sämtlichen geschlossenen, öffentlich zugänglichen Räumen gelten in den Bundesstaaten Kalifornien (seit 1998, erster Bundesstaat), New York (2003), Massachusetts, Ohio, New Jersey und Florida, sogar im Tabakstaat North Carolina ab 2010.
Uruguay
2006 als erstes lateinamerikanisches Land
Asien
In zahlreichen asiatischen Ländern wie Singapur, Thailand, Bangladesch, Bhutan und Indonesien gibt es ebenfalls entsprechende Regelungen.

  • Abb. 1 Tabakkonsum und Lungenkrebs in den USA seit ...



  • Abb. 2 Tabakkonsum und Lungenkrebs in der Schweiz seit ...:
    Weniger Lungenkrebstote bei Männern, immer mehr bei Frauen
    Diagramm Zigaretten Lungenkrebs



  • Abb. 3 Passivrauchen und Bronchitis: SAPALDIA – Resultate zeigen erstmals klaren Zusammenhang



  • Abb. 4 Immer weniger Rauchende in der Schweiz
    Diagramm Tabakkonsum





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